Nachhaltigkeit – das Wort ist mittlerweile in aller Munde, manchmal vielleicht etwas zu oft und an den falschen Stellen. Aber wenn wir unsere Eigenproduktion „Degerloch Dreams“ ankündigen, gehen wir mit diesem Thema nicht nur plakativ auf die Bühne, sondern wir wirken damit auch konsequent hinter den Kulissen.
Im November ist „Degerloch Dreams“ gleich viermal auf der Bühne zu sehen. Das Stück, inszeniert von Molly Spitta und entwickelt von Kabarettist Thilo Seibel und unserem Intendanten Roland Mahr, behandelt die Turbulenzen einer modernen Patchwork-Familie: Bleiben oder Gehen? Zusammenleben auf engstem Raum, Zukunftsfragen – und ein skurriler Mix an Randfiguren wie einem Auswanderungsberater, einer Polarisierungsagentur und einem unermüdlichen Handwerker, der, wie im echten Leben, den Takt vorgibt, wann endlich mal wieder was repariert wird.
Zugleich bietet das Stück einen tiefen Einblick in die Träume, Krisen und Lebensfragen seiner vier Protagonisten.
Das Besondere an „Degerloch Dreams“ ist aber nicht nur die Geschichte, sondern wie konsequent sie sich in der Umsetzung widerspiegelt. Für unsere Kostüm- und Bühnenbildnerin Catrin Brendel ist Nachhaltigkeit keine Randnotiz, sondern Prinzip: Über 95 Prozent der Ausstattung wurden aus nachhaltigen Materialien gefertigt. Die Herausforderung ist klar: Anstatt ins unerschöpfliche Materiallager zu greifen, heißt es hier – improvisieren, suchen, anpassen. Und das bringt mehr Aufwand als herkömmliche Produktionen. Stoffe wurden auf eBay, im Second Hand oder auf Flohmärkten ergattert, Requisiten und Dekorationsmaterialien – zum Teil aus Resten von Baustellen – wiederaufbereitet oder aus alt-neu gemacht.
Dieser Nachhaltigkeitsgedanke verleiht „Degerloch Dreams“ eine zusätzliche Ebene. Denn es geht eben nicht nur um das, was auf der Bühne geschieht, sondern auch um die Art und Weise, wie Theater Sinn stiften kann, wenn es sich selbst hinterfragt.
Warum sollen sich die Figuren im Stück mit Zukunftsfragen quälen, wenn die Produktion selbst unreflektiert alles fix und fertig neu kauft?
„Degerloch Dreams“ geht einen anderen Weg – es spiegelt die Themen des Stücks in der Produktion selbst wider. Das macht es doppelt spannend. Nachhaltigkeit wird hier zum roten Faden – auf der Bühne und dahinter.
„Degerloch Dreams“ im Renitenztheater: 21. bis 24. November. Nicht nur ein Theaterabend, sondern vielleicht auch ein Augenöffner für uns alle.