Zum Abschied von Thomas Reis

Thomas Reis
*29.10.1963 23.06.2024

Ich habe Thomas Reis 2006 kennengelernt. „Gibt’s ein Leben über 40?“ hieß sein damaliges Programm, „Kabarett zwischen Gegenwartsangst und Zukunftsbewältigung … eine Satire über den Witz des Lebens, dessen Pointe die Vergänglichkeit ist…“

Eine Begegnung mit Thomas Reis war nie oberflächlich. Sie war immer intensiv, inspirierend, manchmal auch lustig, aber stets geprägt von gegenseitigem Interesse und einer wohltuenden Ernsthaftigkeit. „Wenn Du einen Kabarettisten, der sich mit den Problemen der Welt auseinandersetzt, fragst, wie es ihm geht, dann musst Du auch damit rechnen, dass es ihm schlecht geht.“ Diese Direktheit, diese Ehrlichkeit und Offenheit hatte etwas sehr Packendes und auch eine enorme Kraft.

„Eine Urgewalt, vergleichbar mit Qualtinger“, wie ihn mir Mathias Richling mal schilderte. Ja, Thomas war ein Meister der Worte, ein Philosoph, ein feiner Beobachter, politisch, ausgestattet mit schwarzem Humor, ein Künstler und Mensch, der intensiv gelebt hat. Eine Urgewalt, die aber auch zerbrechlich sein konnte und ebenso die feinen Töne beherrschte.

Nie vergessen werde ich den Tag, als mich meine Tochter – damals im Grundschulalter – im Theater abholte und Thomas kennenlernte. Sie haben sich über eine Stunde unterhalten, sich eine Mathematik-Zahlen-Challenge geliefert und hatten ganz viel Spaß. „Ein großes“ und ein kleines Kind waren da zu erleben, eines unter 10, eines über 40. Dass dieses „Leben über 40“ gestern zu Ende ging und nur 20 Jahre dauerte, macht uns hier im Renitenztheater alle sehr traurig.

Hab Dank, lieber Thomas, für die jahrzehntelange Treue und schöne Erinnerungen!

Roland Mahr
und das Renitenz-Team